Tag 15 Montag 26.05.2014                          12. Seetag

Heute ist nix erwähnenswertes passiert, den Bordalltag abgespult und einen weiteren Tag dem Ziel näher gekommen.


Tag 16 Dienstag 27.05.2014                         13. Seetag

Gleiche Situation wie am Vortag, viel lesen, schlafen und rumgammeln. Segel stehen immer noch Gut, nix weiter zu tun. Das Highlight des Tages verursacht „Gaston“. Der Stift, der das Antriebszahnrad auf der Welle hält, ist wieder mal durchgebrochen und muß getauscht werden und für diese Aktion steuere ich dann mal 30min von Hand.

Da wir auch zu faul sind was Ausgefallenes zum Abendessen zu kochen, gibt es nur Nudel mit Pesto…



















Da wir keinen original Stift haben, nehmen wir einen passenden Splint aus dem Bordsortiment, den wir mit Duck Tape gegen herausfallen sichern....


Tag 17 Mittwoch 28.05.2014                       14. Seetag

Der Tag beginnt „erstklassig“, es regnet ohne Ende und der Wind hat aufgefrischt. Das AIS zeigt nichts in der Umgebung an, der Horizont beginnt nach 3 SM um das Boot herum. Die erste Stunde meiner Wache kann ich unter Deck verbringen, es gibt eh nix zu sehen, aber dann scheint es „Gaston“ allein an Deck langweilig zu werden und er fängt an Patenthalsen zu fahren. Nach der ersten denke ich mir noch nichts, aber als er zur Zweiten ansetzt lege ich doch mal die Montur an und assistiere auf Deck. Der Wind hat etwas gedreht, „Gaston“ +20° und der Windeinfall paßt wieder. Jetzt bin ich e naß, da kann ich auch noch was an Deck bleiben. Um 06:30 Uhr hört es auf zu regnen und die Sonne kommt zwischen den Wolken durch, es scheint noch ein schöner Tag zu werden.

Robin ist schon früh wach und löst mich um 07:30 Uhr ab. Ich schäle mich aus dem Ölzeug, hänge es zum trocknen weg und mache erst mal mein obligatorisches Nickerchen. Der Tag ist sonnig und mit mäßigem Wind dümpeln wir so vor uns hin. Zum Abendessen gibt es Kartoffelpuffer mit Pfirsichmarmelade. Robin hat die Kartoffeln geschält und gerieben, Zubereitung liegt bei Jo. Um 21:15 Uhr machen wir den Motor an, der zickt was rum beim anlassen, nimmt aber beim zweiten Versuch den Dienst auf. Ab in die Koje, noch was lesen und dann ist wieder ein Tag auf dem Atlantik rum…..


Tag 18 Donnerstag 29.05.2014                   15. Seetag

Der Tag beginnt völlig überraschend 1/4h vor der eigentlichen Wache, „Gaston“ macht wieder Zicken, diesmal ernsthaft. Die Verzahnung zwischen Antrieb und Riemenscheibe ist abgeschert, wohl bedingt durch das entstandene Spiel in der Verbindung nach dem Austausch des Stiftes (siehe Dienstag 27.05).

Lange Rede …..wir nehmen die entsprechenden Komponenten vom Ersatzmotor, montieren sie, diesmal auch mit originalem Stift und er tut es wieder. Über die „Ersatzteile“ gebeugt überlegen wir, wie wir das mit Bordmitteln wieder flicken können. Wir entscheiden ein Paar zusätzliche Kerben in die Antriebseinheit und die Riemenscheibe zu fräsen und dann mit Epoxi auszugießen. Wir planen diese Aktion als Highlight für den Nachmittag ein.

Der Vormittag plätschert, wie nicht anders zu erwarten, so vor sich hin. Nachdem Jo auch unter den Lebenden weilt und wir uns mental auf die Reparatur vorbereitet haben, legen wir los. Ich fräse mit dem Dremel die Kerben in die zu verbindenden Teile und Jo mixt das Epoxi. Als alles paßt fügen wir die Teile zusammen und vergießen die Zwischenräume mit Epoxi. Nachdem es angzogen hat, macht Jo noch Feintrimm. Wir stecken die Einheit auf die Antriebsachse und das Nadellager zum ausrichten. Als alles paßt, legen wir die Einheit zum trocknen weg, Test kommt morgen.

Zum Abendessen gibt es „Double Fried Beans“ in Tortilla Chips mit Thunfischsalat…..sehr lecker….

Nach dem Essen, gegen 21:15 Uhr starten wir den Motor, weil uns der Wind wie vorhergesagt verläßt. Plötzlich geht der Unterdruckalarm vom Seewasserkühlsystem an, Motor aus, Seewasserfilter auf und die Reste eine Qualle in die Bilge gekippt. Alles wieder zusammengebaut, Motor an und weiter geht es Richtung Azoren.


Tag 19 Freitag 30.05.2014                            16. Seetag

Ich schrecke um 01:00 Uhr auf, der Unterdruck Alarm, schon wieder. Jo spielt nochmal mit dem Gas, hilft aber nicht, die Qualle ist hartnäckig. Also Motor aus, Seewasserfilter auf und die nächste Qualle in die Bilge gekippt. Problem behoben und weiter geht’s, noch knapp 3h Schlaf.

Die Wache beginnt um 04:00 Uhr, nix besonderes passiert, der Motor brummt, „Gaston“  hält mehr oder weniger gut Kurs, die Sonne geht auf der Tag beginnt……..nach der Wache ist es wie immer, Nickerchen, Frühstück, lesen und warten, dass der Tag rumgeht……

Das Highlight des Tages wir das Tanken aus den Reservekanistern an der Reling. Nachdem Jo zu den Lebenden zurück gekehrt ist und wir uns moralisch vorbereitet haben, legen wir los……nach Abschätzung was noch im Tank ist und der Strecke die wir noch unter Motor zurücklegen müssen, beschließen wir noch 100l Diesel nachzufüllen, das sollte dann bis ins Ziel reichen……..Ich löse Achims Makramee auf und bereite 4 Kanister zum nachfüllen vor. Jo hält den Trichter und ich kippe vorsichtig rein, klappt ohne allzu große Sauerei. Tank verschlossen und das Deck mit Seewasser abgespült, es sollten alle Spuren beseitigt sein…..Die Kanister wieder an der Reling festgebunden und wir können uns von dem Stress erholen.

Wir beschließen zum Abendessen dem Motor eine Pause zu gönnen, in aller Stille zu essen und wenn der Motorraum was abgekühlt ist, den obligatorischen Motorcheck zu machen und, wenn alles OK ist, wieder Fahrt aufzunehmen. Gegen 21:00 Uhr brummt der Diesel wieder, startet etwas unwillig, tut aber seinen Dienst. Der Tag ist rum, Robin übernimmt die Wache und ich bereite mich auf meine Schicht ab 04:00 Uhr vor, noch was lesen und dann ist es an der Zeit die Augenlieder auf Mottenlöcher zu untersuchen.


Tag 20 Samstag 31.05.2014                         17. Seetag

Der Tag beginnt unentspannt, der Temperaturalarm vom Motor kreischt um 03:45 Uhr los. Ich schrecke auf, Jo stellt den Motor ab. Der Schreck sitzt erst mal tief in den Knochen, was ist passiert? Wir checken den Motorraum, es ist schon ziemlich heiß, und finden eine grüne Flüssigkeit (Kühlwasser) in der Bilge, wir beschließen den Motor mindestens 1h abkühlen zu lassen und dann alles gründlich zu checken.

Wir stellen fest, dass kein Kühlwasser mehr im Wärmetauscher ist…..da ist guter Rat teuer. Wir füllen ca. 3l in den Tauscher, bis max. Füllstand. Ölstand ist OK, also wieder Motor starten, er dreht, startet aber trotz Gas geben nicht. Da ist wieder Guter Rat teuer was zu tun ist. Wir entschließen die Dieselfilter zu tauschen, Grob- und Feinfilter, weil wir vermuten, dass die Startprobleme von zugesetzten Filtern kommen könnte. Im Filterwechsel haben wir mittlerweile Übung und die beiden Teile sind null komm nix gewechselt, Dieselleitung entlüften und dann nochmal starten………der Motor dreht, startet aber nicht. Dieselleitung nochmal entlüften und wieder starten, kein Glück, er springt nicht an. Wir entschließen dem Motor noch was Zeit zu geben, damit er weiter abkühlen kann……..Nach einer weiteren Stunde Wartezeit starten wir erneut……..und jetzt dreht nicht mal mehr der Motor durch, wir sind mit unserem Latein am Ende…….Der Anlasser wird ausgebaut und getestet…er dreht ohne Probleme, und wieder eine Fehlerquelle eliminiert. Wir checken nochmal Kühlwasser und Ölstand…….das sieht nicht gut aus…….der Ölstand ist 3cm über max. was am Freitagabend beim Check auf jeden Fall anders war und der Kühlwasserstand ist unter max. gesunken, uns schwant böses…….wir füllen nochmal Kühlwasser nach, nächster Starversuch. Der Motor dreht immer noch nicht, aber er scheint nicht festgefressen zu sein, da sich die Schwungscheibe beim Anlassen noch um einen cm vor und zurück bewegt. Wir geben auf und lassen den Motor in Frieden. Unsere Vermutung ist, dass Kühlwasser in den Ölkreislauf und einen Zylinder gelaufen ist und deshalb der Motor blockiert. Mit Bordmitteln sind wir am Ende……wir beratschlagen wie es weiter geht…..

Es sind noch 84Sm bis Ponta Delgada und wir haben Samstagnachmittag, da stehen die Chancen schlecht, dass Schorsch einen Schlepper organisiert der uns reinschleppt…..von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Jo lädt den Wetterbericht runter und wir sehen, dass sich das stabile Azorenhoch nach Norden verlagert und wir ab Sonntagvormittag  wieder leichten Wind bekommen sollten, der zumindest zum segeln reichen sollte…….der Beschluß ist einstimmig, wir warten auf Wind. Die Mannschaft auf den Azoren wird informiert und wir geben uns unserem Schicksal hin…….warten auf Wind.

Jo beendet endlich seine Wache und geht erst mal schlafen, Robin geht auf Wache an Deck und ich gehe ein Nickerchen machen…..was bleibt sonst zu tun…….…..

Mein Nickerchen geht in Narkolepsie über, im Unterbewusstsein brabbelt jemand was von Walen am Schiff…..wen interessierst……….das Abendessen ist Fertig……ich höre was von Pfannkuchen mit Belag nach Wunsch……..ich schlafe weiter……nach dem „anstrengenden“ Tag habe ich keinen Hunger…….


Tag 21 Sonntag 01.06.2014                          18. Seetag

Ich werde pünktlich, kurz vor meiner Wache wach…..Jo sitzt an Deck, wir dümpeln immer noch im bleischweren Atlantik rum……die Strömung hat uns um 11Sm Richtung Bermuda zurück getrieben, frustrierend….auf dem GPS stehen 95Sm bis zum Ziel……hoffentlich kommt bald Wind…der Bug zeigt Richtung Bermuda, geht’s noch schlimmer.

Jo legt sich nieder und ich warte auf Wind, ist irgendwie total langweilig rumzusitzen und nichts zu tun, zu warten……ich versuche mal den Bug in die richtige Richtung zu bekommen…..Wir habe eine leichte Brise und keine Welle…..ich ziehe mal ein Stück der Genua raus, so dass sie nicht schlagen kann, und der Bug dreht sich, Segeltrimm und wir machen 1,5Kn nach Osten :-)……ich werde mutiger und ziehe mehr Genua raus, wir machen 2Kn…….und nach einer Stunde ist die komplette Genua draußen, wir haben eine gute Speed Ausbeute, immerhin 50% der Windgeschwindigkeit wird in Vortrieb umgesetzt. Nach 3h bin ich wieder bei 84 Sm bis zum Ziel, es geht voran……Ich steuere noch eine Weile und übergebe dann an Robin…nach der Anstrengung habe ich mir ein Nickerchen redlich verdient…..

Der Wind nimmt stetig zu, wir bekommen bis zu 4 Bft und „Gaston“ kommt wieder zum Einsatz. Das Etmal sind nur 30 Sm, das ist nur die Halbe Wahrheit….egal, das Ziel kommt immer näher…

Das Highlight am Nachmittag ist die Diskussion über die erste Mahlzeit an Land……sind wir schon zu einem Frühstück da oder wird es ein Mittagessen, gibt es Pizza, Steak oder Burger…..Entscheidungen über Entscheidung, aber erst mal ankommen….

Zum Abendessen gibt es nochmal Nudel mit „Salza de Falcon“, die Luxusvariante“, die hatten wir zwar schon mal, aber Robin hat nichts davon genossen, und deshalb gibt es sie zum Abschluss nochmal.

Der Wind bläst uns weiterhin stetig Richtung Azoren……Die ETA wird immer früher….

Um Mitternacht, beim Wachwechsel bekomme ich nur was mit wie, wir sind zu schnell, kommen vor Sonnenaufgang an, müssen bremsen, ich denke nur was fürn Quatsch und schlafe weiter…


Tag 22 Montag 02.06.2014                          19. Seetag

Ich komme um 04:00 Uhr zu meiner Wache und bin direkt verwirrt…..die  Insel liegt nicht mehr voraus, sondern an Stb…….und wir sind immer noch 25Sm entfernt…..was ist passiert, nichts mehr mit bremsen oder so….irgendwie hat Petrus uns einen Strich durch die Rechnung gemacht…..nach Mitternacht hat der Wind gedreht und wir konnten nicht mehr direkten Kurs zum Ziel legen und segeln jetzt auf die Nord-West Spitze der Insel zu….

Jo hat den neuen Kurs programmiert und wir beschließen, wenn das GPS 110° Richtung Ziel zeigt, zu wenden….ich übernehme das Ruder und steuere pö a pö Richtung Ponta Delgada…..der Wind wird leider auch immer schwächer, je dichter wir an die Insel kommen….unser Konzept geht nicht ganz auf…..der Wind läßt immer weiter nach und wir dümpeln mit 2 Kn, platt vorm Laken zum Ziel.

Der einzige Vorteil ist, langsam hat uns die zivilisierte Welt wieder, das Mobiltelefon funktioniert….wir melden uns wieder zurück….

Wir sprechen mit der Land Crew nochmal die Einzelheiten zum reinschleppen ab und sollen um 15:30 Uhr mit der Marina funken und die Details direkt mit dem Hafenmeister klären…..Als wir fast da sind werden wir von Land aus beobachtet….Robins Familie steht in Sichtweite, winkt und macht auf sich aufmerksam…..wir sehen aber nix……

Wir funken mit der Marina, die haben uns schon eine Weile auf dem AIS beobachten und wissen, dass wir noch knapp 3Sm entfernt sind……das Problem ist, der Abschlepper macht spätestens um 17:00 Uhr Feierabend und wir können nicht abschätzen ob wir dann schon da sind….Wir fragen nach den Kosten für das Abschleppen von unserer aktuellen Position…..Kosten halten sich in Grenzen und ehe wir nicht in den Hafen kommen, lassen wir uns die letzten 2,5 Sm reinschleppen…..

Das RIB mit 50PS Außenborder beschleunigt uns auf 5Kn und wir „fliegen“ Richtung Hafen…..Als wir die Hafenanlage sehen, ärgern wir uns, dass wir uns haben abschleppen lassen. Die Anlage ist so geräumig, dass wir locker hätten reinsegeln können…..aber das ist jetzt zu spät……das RIB wirft die Schleppleine los und wir gleiten mit letzter Fahrt in unsere Box…….die Landcrew empfängt uns mit Trillerpfeifen, Hallo und Getöse….wir übergeben die Festmacher, die werden am Steg belegt und wir haben es geschafft, es ist 16:30…..wir sind da….der Atlantik hat uns gehen lassen……2202 Sm liegen hinter uns…..wir haben Wale und Delphine gesehen….Sonnenaufgang und Sonnenuntergang…..das Blau des Atlantiks….. Wellen und Dünung….den Atlantik bleischwer und mit brechenden Wellen…..Geschirr ist quer durchs Boot geflogen….wir haben uns nicht beirren lassen….. „Gaston“ hat immer Kurs gehalten….und wir haben unser Ziel erreicht….jetzt freuen wir uns auf Pizza, Salat und ein kaltes Bier…..die Dusche hat Zeit bis morgen…….

Das Willkommens Essen mit der Empfangscrew/Familie!
Das Willkommens Essen mit der Empfangscrew/Familie!